Dienstag, 28. April 2015

Revue Reloaded

Eigentlich heißt es ja U-23. Und sollte dazu dienen, die Jugend näher an die Kampfmannschaft heran zu führen. Leider passiert das viel zu selten.

Die sogenannte Unter 23, also der letzte Schritt zur „Ersten“ ist in den unteren Klassen leider viel zu oft ein Sammelsurium von Spielern, die sich nicht genug anstrengen wollen und jenen, die vor sehr langer Zeit einmal gute fitte Fußballspieler waren. Zu Zeiten meines Vaters hieß das Seniorenmannschaft.

Oft haben Kindertrainer eine bessere Ausbildung und in der Reserve werden als Coaches jene geparkt, die schon viel für den Verein gemacht haben, auch mit viel Leidenschaft dabei sind, aber eben doch nicht das Zeug für den „richtigen“ Fußball haben.

Ganz selten sieht man die Trainer der Kampfmannschaften bei den Spielen der Reserve. Vom Training ganz zu schweigen. Dabei könnten die Vereine, die immer über zu knappe Mittel raunzen, mit guter Nachwuchsarbeit und entsprechendem Ernst bei der Sache die Reserve dazu nützen, junge Spieler aufzubauen. Statt im benachbarten, vor allem östlichen Nachbarland, nach abgehalfterten Legionären mit entsprechendem Bauchumfang zu fischen.

Mit der richtigen Einstellung des Vereins zu seiner U 23 steigt dann auch die Begeisterung. Der Spieler und der Zuschauer. Eine Milchmädchen-Rechnung: Wenn bei 15 Liga-Heimspielen nur 20 Zuschauer mehr kommen, die 10 Euro in der Kantine ausgeben, bedeutet das einen jährlichen Mehrumsatz von sage und schreibe 3.000 Euro. Ohne jeden zusätzlichen Aufwand. Die Spieler machen das nämlich alle gratis. Im Gegensatz zur Kampfmannschaft, wo oft schon geraunzt wird, wenn das Geld 7 Tage später kommt – von Amateuren wohlgemerkt.

Gerade jetzt, ein knappes Monat vor der U-20 Weltmeisterschaft lohnt es sich vielleicht, darüber nach zu denken, ob etwas mehr Augenmerk für die „Amateure der Amateure“ nicht auf allen Linien sinnvoll wäre.

Montag, 6. Oktober 2014

Zeman, Sindelar und Ocwirk rotieren im Grab

In Kärnten musste sich vor kurzem leider wieder eine Nachwuchsmannschaft als „Scheiß-Jugos“ beschimpfen lassen. Dabei sollte das schon längst keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft haben.

Fußball wird von vielen nach wie vor als Proletensport angesehen. Was kein Wunder ist, nehmen sich doch Spieler und Zuschauer im Bann der Emotion selten ein Blatt vor den Mund und kramen in den tiefsten Niederungen des Wortschatzes, um den anderen zu beleidigen. Und manchmal tritt auch wieder die primitivste Form der Erniedrigung des Kontrahenten zutage, nämlich die der Herkunft.

Wir verurteilen extreme religiöse Fanatiker – und grenzen im nächsten Atemzug Menschen, deren familiäre Herkunft außerhalb Österreichs liegt, mit Diffamierungen aus. Wie letztklassig ist das wirklich? Kann man sich dabei noch in den Spiegel schauen?

In Zeiten, wo das Gerüst der Nationalmannschaft auf Spielern wie Alaba (na, wer traut sich, unserem Jungstar das „N“ Wort in Verbindung mit Fäkalsprache ins Gesicht zu schleudern?), Junuzovic und Arnautovic gebildet wird, auszugrenzen ist einfach nur einfältig.

Das war übrigens schon immer so. Dass Österreichs große Erfolge von „Ausländern“ mitgetragen wurden. Oder woher kommen die Vorfahren von Sindelar, Buzek, Hanappi, Ogris, Senekowitsch, Koncilia & Co?

Auch wenn es manche nicht wahrhaben wollen: Österreich ist ein Land der Einwanderung, war es immer schon und wird es immer bleiben. Und das ist gut so, denn es bedeutet auch, dass wir in einem Land leben, von dem sich viele Menschen wünschen, dass es auch bei ihnen zu Hause so wäre.

Und der Fußball hat eine wichtige Funktion bei der Integration von Menschen, die zugewandert sind. Sport verbindet und es gibt nichts Schöneres, als ein Team von Burschen und Mädchen zu sehen, die aus türkischen, österreichischen, serbischen, slowenischen oder anderen Familien kommen und gemeinsam an einem Ziel arbeiten – für einander da sind, einander unterstützt – nämlich das nächste Spiel zu gewinnen.

Denn am Rasen liegt die Wahrheit, egal woher jemand kommt. Da geht’s drum, dass jede(r) das Beste gibt.



Montag, 22. September 2014

Buster Keaton, Louis de Funes & Co



Die komischen Helden der Leinwand könnten sich jedes Wochenende eine Scheibe abschneiden. Und zwar von den Akteuren am grünen Rasen. Was dort regelmäßig an Schauspielleistungen abgeliefert wird, ist Oscar-würdig.

Besonders beliebt ist das theatralische „Hände-in-die-Luft-werfen“ mit gleichzeitigem gutturalen Aufschrei nach einer leichten Berührung dicht gefolgt vom Wälzen am Boden mit Schmerz verzerrtem Gesicht und einem vorwurfsvollen und gleichzeitig Höllenqualen leidendem Blick in Richtung Schiedsrichter. Gehäuft treten diese Schauspieler nicht am Burgtheater auf sondern vor allem in den unteren Amateurligen (aber nicht nur dort) gegen Ende eines Spiels.

Herrschaften, das nervt. Es ist nicht nur in höchstem Maß unsportlich sondern zum Teil nachgerade lächerlich. Torleute, die den Ball beim Abstoß von einem Eck aufs andere legen, Spieler, die den Outeinwurf elend lange verzögern und das schneckenartige Bewegen bei Auswechslungen fallen in die gleiche Kategorie.

Heute habe ich einem Freund erzählt, dass ich solches Gehabe unerträglich finde. Er schlug darauf hin vor, doch die blaue Karte auch bei den Erwachsenen wieder einzuführen. Und ich halte das für eine hervorragende Idee. Gelbe Karten sind den Akteuren nämlich weitgehend egal. Und dass ein Schiedsrichter für Unsportliches Verhalten durch Zeit schinden Rot gibt, habe ich in den letzten 45 Jahren noch nicht gesehen.


Und bis dahin: Bitte etwas mehr Fairplay meine Damen und Herren!!

Donnerstag, 21. August 2014

Heuschrecken im Fußball.

 So. Jetzt hat auch der BVB einen Investor. Prognose für die deutsche Meisterschaft: 1. Adidas, 2. Puma, 3. Nike, 4. Adidas B. Na und? Was ist so schlecht daran?

Wenn Audi die Salzburger Festspiele als Sponsor unterstützt regt sich kein Sterbenswort über den „Ausverkauf der Hochkultur“ oder das „Verramschen von Traditionen“. Aber wenn ein Grödiger Unternehmer, der sicher mit jeder Faser seines Körpers Fußballfan ist, für den Erfolg einer Mannschaft sorgt, dann wacheln alle mit dem Weihrauch, als ob Luzifer höchstpersönlich erschienen wäre.

Warum? Weil man Klatschpappen blöd findet? Ich auch. Aber wirtschaftliches Denken in der Führung von Fußballvereinen – und nichts anderes bedeutet das Wort Kommerzialisierung am Ende – ist allemal besser als das ständige Hängen am ohnehin noch immer kräftig fließenden Tropf der öffentlichen Hand. Der FC Wien Energie, der SV Verbund und Co. sind dafür gute Beispiele.

Aber inwiefern machen Investoren den Fußball überhaupt kaputt? In Salzburg wurde selten schönerer Fußball gespielt als jetzt. Und auch zu den so genannten glorreichen Zeiten der Salzburger Austria butterte ein millionenschwerer Spediteur Schilling um Schilling in den Klub. Und die Austria spielte mit Stronach besser als heute. Wiener Neustadt wäre noch immer in der Landesliga, wahrscheinlich sogar in der zweiten. Und die viel gerühmte Tradition hat weder den GAK, noch Austria Klagenfurt noch den LASK vor finanziellen Problemen bewahrt.

Weil – und das ist der Clou der Sache – wir Fans verwöhnt werden wollen! Weil nach 3 Niederlagen sofort ein Trainerwechsel oder ein neuer Spieler gefordert wird! Weil selbst in der 1. Klasse Waldviertel bei Vorbereitungsspielen schon gemutmaßt wird: „Mit denan weama heia nix reissn.“ Wir wollen unterhalten werden. Und dafür sind wir bereit zu bezahlen. Das war schon immer so. Mit dem Unterschied, dass früher das Angebot an Entertainment kleiner war. Heute muss sich König Fußball gegen eine enorme Vielfalt an Angeboten halten. Sonst wäre vom Königreich bald nichts mehr übrig.

Un natürlich gibt es genug Mäzene, die einiges falsch gemacht haben. Die Liste beginnt mit K wie Kartnig  und endet mit Sicherheit nicht bei S wie Stronach. Aber deshalb gleich alle Menschen, die ihr Geld in unseren geliebten Fußball stecken, zu verteufeln, grenzt schon an Dummheit. Gäbe es diese Sponsoren nämlich nicht, wäre auch Fußball heutzutage ziemlich langweilig.

Montag, 21. Juli 2014

Vögel sollten rot sehen.

Kaum konnte man ein paar Tage nach dem Ende der Weltmeisterschaft verschnaufen, geht’s auch schon wieder los. Ankick in der Bundesliga und Ende Juli starten auch die ersten Amateurligen wieder. Und mit der Fieberkurve steigen auch die Emotionen wieder ins unermeßliche.

Und alle sprechen von Trends, aber dass die WM doch nicht viel Neues gebracht hätte, dass die Leistungen der Schiedsrichter, nun ja, auffällig waren und vieles mehr.

Was mir persönlich allerdings auch aufgefallen ist: eine unnatürliche Häufung von gefiedertem Tier auf dem satten Grün in Form von Schwalben. Die Könige der Vögel - Robben, Müller und Neymar (die Liste lässt sich beliebig unsympathisch lange ergänzen) - glänzten mit einer Flugshow nach der anderen, die selbst Didi Mateschitz´Air Race Spektakel so spannend wie eine Schachpartie in einer ländlichen Rehab-Enklave erscheinen ließ.

Liebe Fußballer, eine Bitte eines Fans: Wenn es weh tut, dann schreit ruhig. Wenn ihr verletzt seid, dann lasst Euch vom Spielfeld tragen. Aber bitte spart Euch die Hamlet-Vorstellung für das Vorstadt-Theater. Ein Foul vorzutäuschen ist nämlich schlichtweg nur eines: Versuchter Betrug. Und wenn der Schiri drauf rein fällt, dann ist er auch noch vollzogen. Betrug am Gegner, Betrug am Fan und letztendlich auch Selbstbetrug, weil man es offenbar mit sportlichen Mitteln nicht schafft, besser zu sein.


Und liebe Schiedsrichter: Bitte ahndet Schwalben und Zeitschinderei mit dem was es ist – eine grobe Unsportlichkeit und damit Rot!

Freitag, 18. April 2014

Netrebko vs. Messi

Während die Kultur in Österreich mit 830 Millionen Euro (Bundesanteil, mit Ländern und Gemeinden steigt der Betrag auf 2,5 Milliarden  unterstützt wird, erhält der Sport von Herrn Minister Klug (Hauptberuf: Minister für Landesverteidigung; Nebenbeschäftigung und Hobby: Sportminister) rund 136 Millionen Euro. Warum die Staatsoper Weltruhm hat und das österreichische Fußball-Nationalteam auf Rang 40 platziert ist, wird dann schnell klar.

Das ist aber nicht das eigentliche Problem. Die wirkliche Herausforderung besteht im Umstand, dass unsere Kinder den Sport brauchen. Darüber ist schon sehr viel geschrieben worden, alleine es wird immer schlimmer.

In meiner Schulzeit hatten wir noch 4 Stunden „Leibesübungen“ pro Woche. Und am Nachmittag waren wir im Park spielen, laufen, klettern, rodeln usw. ALLEINE. Ausgepowert, aber happy fielen wir abends müde ins Bett.

Don´t get me wrong: Die gute alte Zeit zu beschwören ist nicht meins. Aber wenn Nachwuchstrainer im Fußball den Kids Purzelbäume beibringen müssen, läuft irgendetwas schief. 

Irgendjemand in den oberen Etagen der politischen Entscheidungsträger muss doch noch ein letztes Fünkchen Grips haben, und erkennen, dass Investitionen in den Sport Früchte in der Zukunft tragen werden.

Natürlich sind die Mittel knapp. Die Ausgaben für die Umwegfinanzierung von Yachten kroatischer Möchtegern-Oligarchen (schlag nach bei Hypo-Alpe-Adria) beschneiden unsere Möglichkeiten.

Aber: Mit Good-Will, Leidenschaft, Kreativität und Intelligenz findet man sicher Mittel und Wege, den Stellenwert des Sports in unserer Gesellschaft zu stärken – anstatt ihn als ungeliebten Wurmfortsatz des Bundesheeres zu parken.

Montag, 17. Februar 2014

Fußball wird mit dem Kopf gespielt

Nachdem nun wieder eine „Führer“persönlichkeit den Hochstand des Trainers verlassen musste – Nenad B. hat wohl einmal zu oft gemeint, dass die Spieler schuld seien – ist es an der Zeit über die Bedeutung des mentalen Zustands eines Fußballers oder Sportlers oder eines Menschen egal in welcher Lebenssituation zu schreiben.

Nein, Philipp Hosiner hat das Tore schießen nicht verlernt. Nein, die Bayern eilen nicht nur von Sieg zu Sieg, weil sie öfter gaberln können. Nein, der Aufsteiger in der Unterliga Ost in Kärnten ist nicht Vierter, weil alle plötzlich so viel mehr trainieren.

Jetzt kommt eine Binsenweisheit, die jedoch nur allzu oft in die hintersten Schubladen des Wissens verschoben wird. Einen großen Teil des Erfolgs – vor allem im Sport aber natürlich nicht nur – macht der mentale Zustand eines Menschen aus. Ist man „auf der Welle“, glaubt man an sich und den Sieg, gelingt plötzlich alles. Beginnt man zu zweifeln oder aber auch: beginnt man in ungeahnte Höhen abzuheben und hält sich für unbesiegbar – das Scheitern ist in beiden Fällen vorprogrammiert.

Und vor allem das ist auch die Kunst großer Coaches: Das Vertrauen eines Teams und eines Sportlers in sich selbst genau so hoch zu schrauben, wie es notwendig ist, um den Sieg einzufahren. Und zu verhindern, dass der Höhenflug mit verbrannten Flügeln dem Ikarus gleich endet. Pep Guardiola ist ein Taktikfuchs, mit Sicherheit. Aber seine große Kunst – auch wenn das eine Fernanalyse ist – besteht darin, einem Haufen Divas keine Snickers anzubieten, sondern sie zu einer hungrigen, engagierten, willigen und vom Sieg überzeugten Truppe zu formen.

Es liegt aber auch in der Verantwortung jedes einzelnen Spielers. Seine Aufgaben kennen und verinnerlichen, mit Respekt und Willen an die Aufgabe herangehen, immer das Beste geben, nie aufstecken und an sich glauben.


Und auch wenn Paul Scharner und sein Liebling Valentin Hobel immer belächelt wurden und so manche seiner Aussagen Kopf Schütteln hervorruft: Dieser an Talent und Können eher sehr limitierte Spieler brachte es immerhin zu einem Status des Umworben Werdens in der englischen Premier League. Das können erstens nur wenige Österreicher von sich behaupten. Und zweitens hat er das nicht mit seinen Füssen sondern nur mit seinem Kopf geschafft.